Megjelent az Embermentés, sorsok, tények és tanúk című könyvünk ismertetése…


…a Regensburgi Egyetem Magyar  Intézete Pustet kiadójának gondozásában, a
Jahrbuch 37-es (2021) számban, 390-393 oldal:

https://www.verlag-pustet.de/shop/item/9783791733142/ungarn-jahrbuch-37-2021-gebundenes-buch Embermentés, sorsok, tények és tanúk [Menschenrettung, Schicksale, Fakten und Zeugen]. Szerkesztette Hantó, Zsuzsa – Tassy-Becz, Éva. Pomáz: Kráter
Műhely Egyesület 2021. 298 S., sch/w Abb. ISBN 978-963-298-257-1.
Die Vernichtung der jüdischen Ungarn im Frühjahr 1944 war eine rasch und
reibungslos durchgeführte Aktion, in dessen Verlauf, beginnend mit der jüdischen
Bevölkerung der Provinzen, etwa 437.000 Personen nach Auschwitz transportiert
wurden, wo die allermeisten sofort getötet wurden. Anfang-Mitte Juni
1944 sollte die jüdische Einwohnerschaft Budapests das gleiche Schicksal ereilen.
Hierzu ließen die Staatssekretäre im Innenministerium, László Endre und László
Besprechungen Baky, die Organisatoren der Ghettoisierung und des Abtransports der Juden,
Tausende von Gendarmen in der Stadt zusammenziehen. Reichsverweser Miklós
Horthy, der die beiden Staatssekretäre bereits im Juni ablösen lassen wollte, waren
Gerüchte über einen gegen ihn anstehenden Putsch zu Ohren gekommen, den
Endre und Baky geplant hätten. Um diesen zu verhindern, ließ er Oberst Ferenc
Koszorús (1899–1974) mit seiner Panzerdivision in Budapest aufmarschieren, der
die Gendarmen zerstreute und sie zum Verlassen der Stadt zwang. Auf diese
Weise wurde als Nebeneffekt auch das Leben der Budapester Juden gerettet, da
Horthy zur selben Zeit deren Abtransport verbot.
Die Tat des Obristen, der im amerikanischen Exil starb, geriet weitgehend in
Vergessenheit. Ein rühriges „Ferenc Koszorús Komitee“ bemüht sich allerdings
unter dem Vorsitz der Soziologin und Historikerin Zsuzsa Hantó um die Aufrechterhaltung
der Erinnerung an den Namensgeber. Im Jahr 2014 verlieh der
damalige ungarische Verteidigungsminister Csaba Hende eine posthume Auszeichnung
an den Obristen, die von dessen Sohn entgegengenommen wurde.
Bereits 2017 hat Zsuzsa Hantó einen Sammelband in Erinnerung an Koszorús
herausgegeben. Am 14. November 2019 fand anlässlich des 75. Jahrestages der
Verhinderung des Putsches im ungarischen Parlament eine Konferenz unter dem
Titel „Das Schicksal von Menschenrettern in Diktaturen“ statt. Der Ort der Konferenz
wie auch die Anwesenheit führender Politiker auf einer Fachkonferenz,
darunter von Csaba Hende, des damaligen Vizepräsidenten des Parlaments, verdeutlichen
die aktualpolitische Dimension eines Themas, das gewöhnlich nur
unter Fachleuten diskutiert wird.
Der vorliegende Sammelband enthält die ausgearbeiteten Vorträge aus dem
Jahr 2019. Von den 14 Texten sind allerdings drei keine Fachaufsätze sind: Tibor
Zinner lässt die Entstehung der Konferenz und ihre kritische Begleitung durch die
Presse Revue passieren, Csaba Hende hebt in seiner Eröffnungsrede die Bedeutung
von Koszorús hervor. Dabei lobt er die kurzfristige und sinnlose militärische
Aktion der ungarischen Armee im September 1944 zur Eroberung der Stadt Arad
im rumänischen Südsiebenbürgen, an der Koszorús teilnahm, als würdig, »auf
den glänzendsten Seiten der ungarischen Militärgeschichte« erinnert zu werden.
Dass die ungarische Armee in jenen zehn Tagen, die sie in der Stadt verbrachte,
die Deportation der jüdischen Einwohner plante und dafür sogar einen Termin
vorsah, jedoch wegen der vorstoßenden rumänischen und sowjetischen Truppen
sie nicht durchführen konnte, wird nicht erwähnt. Schließlich ist auch der Beitrag
von Ferenc Koszorús junior über seinen Vater nicht als ernst zu nehmender Aufsatz
zu werten, verneigt sich darin (verständlicherweise) der Sohn vor der Erinnerung
an den Vater. Dessen Tat wird zwischen den Zeilen sowohl von ihm, dem
Sohn, als auch von mehreren Autoren des Bandes als die einzige bewaffnete Aktion in
Europa gegen den von den Nationalsozialisten durchgeführten Holocaust
bezeichnet. Dabei richtete sie sich, so die übereinstimmende Meinung mehrerer
Historiker (Randolph L. Braham, Krisztián Ungváry) hauptsächlich gegen die
Gendarmen und den Putschversuch der Staatssekretäre, diente also nicht primär
der Rettung der Juden.
Das Gesamtziel der Konferenz von 2019 wie auch dieses Bandes besteht allerdings
darin, Versuche von Ungarn zu dokumentieren, Juden zu retten. Durch den
Fokus auf diese Taten soll insgesamt einem vielfach angenommenen Ungarn-Bild
entgegengetreten werden, wonach die ungarische Nation ein Mittätervolk gewesen
sei. Die Aufsätze des Bandes stellen daher entweder private Rettungsaktionen
in den Mittelpunkt (Nóra Szekér, Ádám Török, Péter Tulok und István Miklauzič)
oder zeigen Ungarn als Land, das eine Reihe von Flüchtlingen aufnahm (Károly
Kapronczay). Sándor M. Kiss zeichnet dagegen ungarische Versuche des Widerstands
nach. Zu den besten Aufsätzen des Bandes zählen nach Ansicht des Rezensenten
die Beiträge von György Haraszti und Gábor Ujváry, die uneingeschränkt
allen fachlichen Ansprüchen genügen. Haraszti stellt eine Reihe von jüdischen
Initiativen und Versuchen aus den Jahren 1944/1945 vor, jüdisches Leben zu retten.
Dabei geht er auf schillernde und umstrittene Persönlichkeiten ein, wie den
zionistischen Rabbiner Béla Berend, der sogar mit den Pfeilkreuzlern kollaborierte,
doch in den Augen jener, deren Leben er gerettet hatte, der »heilige Mann
des Holocaust« war. Haraszti schildert auch die vielfach bekannten Ansätze, jüdisches
Leben gegen Geldzahlungen oder Waren einzutauschen und skizziert die
Entstehung der Kasztner-Aktion, in der 1.684 jüdische Prominente und Wohlhabende
in einem Sonderzug Ungarn verlassen und nach einem Aufenthalt in Bergen-
Belsen in die Schweiz fahren durften. Auch weitere Aktionen aus der zweiten
Hälfte des Jahres 1944 finden Erwähnung, so dass der Leser einen gelungenen
Überblick erhält.
Sehr spannend ist der Aufsatz von Gábor Ujváry, der die Frage stellt, inwiefern
notorische Antisemiten gleichzeitig Judenretter sein können. Er nähert sich
der Frage durch die Biografie des Historikers Bálint Hóman und der Politiker
Miklós Mester und Gábor Kemény. Alle drei fielen vor dem Weltkrieg (und teilweise
auch im Weltkrieg) durch antisemitische Reden auf. Während aber Hóman,
der über ein Jahrzehnt lang hohe politische Ämter innehatte, sich nach der Besetzung
des Landes durch die Wehrmacht im März 1944 aus der aktiven Politik zurückzog,
wurde Mester in der Sztójay-Regierung Staatssekretär, und Kemény im
Winter 1944/1945 unter den Pfeilkreuzlern, Minister. Alle drei setzten sich in der
Zeit der Verfolgungen für Juden ein und retteten wohl das Leben von etlichen
Tausenden Personen. Zurecht verweist Ujváry auf die Schwierigkeit, ein eindeutiges
Urteil über diese Personen zu fällen, die in schwierigen Zeiten die KonseBesprechungen
quenzen ihrer eigenen vormaligen politischen Aktivität wiedergutzumachen
versuchten. Auch wenn es Ujváry nicht gelingt, die Motivation für den Sinneswandel
der jeweiligen Person zu erklären, stellt sein Aufsatz einen der Höhepunkte
des Bandes dar. Erwähnenswert ist sodann der gut strukturierte Beitrag
von Károly Kapronczay, der die ungarische Motivation und die Maßnahmen zur
Versorgung polnischer, englischer, holländischer Flüchtlinge beziehungsweise
Soldaten erläutert. In einem letzten, hybriden Aufsatz, der stark von antikommunistischen
Gefühlen durchsetzt ist, spannt Zsuzsa Hantó einen langen Bogen vom
jüdisch-ungarischen Zusammenleben über die Räterepublik, die sie als jüdisch
charakterisiert, zur Verfolgung von Judenrettern nach 1945 im sozialistischen
Regime. Sie schildert auch das Leben der Geretteten nach 1945 und ihre Versuche,
ihren Rettern zu danken, wobei sie in einem größeren Rahmen auch das israelische
Yad Vashem Institut erwähnt, das 861 ungarische Gerechte unter den
Völkern kennt, also Personen, die an der Rettung jüdischen Lebens beteiligt
waren.
Zusammenfassend lässt sich kein eindeutiges Fazit des Bandes ziehen. Ein
Großteil der abgedruckten Aufsätze entspricht fachlichen Ansprüchen und ist
geeignet, die Forschung voranzubringen und zu bereichern. Etliche der Texte sind
jedoch von einem Eifer durchzogen, wodurch sie zwar als zeittypische Äußerungen
ihren Wert besitzen, jedoch keinen wissenschaftlichen Beitrag leisten.

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